Knapp die Hälfte Österreichs ist von Wald bedeckt. Das ist im internationalen Vergleich sehr viel. Und das bringt uns große Vorteile. Denn Wälder speichern und reinigen Wasser, sie schützen uns vor Hochwässern, Lawinen, Muren oder Steinschlag, sie sichern unsere Böden, produzieren Sauerstoff und Wälder beherbergen einen großen Teil der natürlichen Artenvielfalt unseres Planeten.
Wälder sind neben Mooren und den Ozeanen außerdem die wichtigsten natürlichen Verbündeten gegen die gefährliche Klimaerhitzung. Wald nimmt riesige Mengen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und speichert den darin enthaltenen Kohlenstoff langfristig in Bäumen und anderen Waldpflanzen sowie im Boden ein. Außerdem kühlen Wälder kühlen die Landschaften, weil sie durch Verdunstung zur Wolkenbildung und Beschattung beitragen.
Doch all diese Funktionen erfüllen unsere Wälder nur, solange sie in einem naturnahen und guten Zustand sind. Das erkennt man daran, dass sie ein dichtes, gut beschattendes Kronendach aufweisen, dass die Bäume „gesund“ sind, dass sie wachsen, dass der Wald aus verschiedenen Baumarten besteht, die jeweils an die Böden und die lokalen Klimabedingungen angepasst sind - und dass sich der Wald natürlich „verjüngt“. Das heißt, dass die natürlich im Gebiet vorkommenden Bäume nachwachsen können und nicht durch Verbiss von zu viel Wild an oder zu große Hitze- bzw. Dürreeinwirkung in ihrem Wachstum bedroht werden.
Doch in den vergangenen Jahrhunderten wurden an vielen Orten in Österreich Bäume in Form von Monokulturen aus schnell wachsenden Fichten oder Föhren angepflanzt. Meist werden diese dann aus wirtschaftlichen Gründen periodisch zur Gänze abgeerntet und die Einschlagsflächen später wieder aufgeforstet. Dadurch sind sehr gleichförmige, gleichaltrige Forste entstanden, die ökologisch nicht stabil und widerstandsfähig sind. Denn Fichten kommen natürlich als dominierende Baumart eigentlich nur in höheren Lagen im Gebirge und im Norden vor. Im Flach- und Hügelland würden ohne den Einfluß des Menschen Laubmischwälder mit Buchen und Eichen vorherrschen. Weil es bisher genug Regen gab, haben diese Fichtenpflanzungen aber trotzdem „funktioniert“ und große Mengen Holz für viele wirtschaftliche Nutzungen geliefert.
Nun kommt dieses System der „Holzäcker“ durch die Klimaerhitzung mit ihren Folgen wie Trockenheit, Extrem-Temperaturen, Stürme und nachfolgende Borkenkäfer-Invasionen immer mehr ins Wanken. In Deutschland sind zwischen 2018 und 2023 bereits mehr als 600.000 Hektar Nadelholzplantagen abgestorben. Auch in in Österreich nehmen die Probleme durch Stürme, Dürren und Borkenkäfer zu. Zehntausende Hektar sind auch hierzulande schon abgestorben. Aktuell leiden vor allem das Waldviertel, Teile des Alpenvorlandes und sommertrockene Gebiete in den Alpen wie in Osttirol oder Kärnten unter zunehmendem Absterben von Nadelholzbeständen. Wald-Fachleute rechnen damit, dass sich dieser Probleme in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch massiv verstärken werden.
Daher sind sich Expert*innen einig, dass die naturfernen Nadelholzbestände in „klimafitte“ Laubmischwälder umgewandelt werden müssen, um die Waldbedeckung in Österreich langfristig zu sichern.
Unsere einstigen natürlichen Wälder waren vielfältig und nicht gleich alt, wie in den heutigen Monokulturen. Noch im Mittelalter prägten uralte Buchen, Tannen und Eichen die Wälder. In Urwäldern werden viele Bäume 200, 300, ja 400 Jahre alt. Diese Methusalems sind heute fast völlig verschwunden: In Wirtschaftswäldern werden Bäume schon im Alter von 80-12 Jahren geerntet. In den letzten 300-500 Jahren wurden unsere Wälder am Großteil der Fläche von einer Natur- in eine Kulturlandschaft umgewandelt.
Etwa drei drei Prozent des Waldes in Österreich sind heute noch als „natürlich“ und knapp acht Prozent als sehr naturnah einzustufen. Nur diese elf Prozent können als echter „Naturwald“ eingestuft werden[1]. Abgesehen von den 12,5 Prozent „Schutzwäldern außer Ertrag“, auf denen keine kommerzielle Bewirtschaftung stattfindet, weil die Wälder eine Schutzfunktion erfüllen)[2] und den 0,8 Prozent strengen Naturschutzflächen ohne Nutzung wird der Wald in Österreich heute überall mehr oder weniger intensiv bewirtschaftet.
Etwa 40 Prozent der Forste sind sogenannte „Altersklassenwälder“, also Wälder die zu mindestens 85 Prozent aus gleichaltrigen Bäumen bestehen. Diese Wälder sind meist Monokulturen und entstehen als Folge von Kahlhieben. Alterklassenwälder befinden sich mit einem Anteil von mindestens 60 Prozent besonders häufig im Wald- und Mühlviertel, im nördlichen Alpenvorland und in den Östlichen / Südlichen Zwischenalpen der Steiermark und Kärnten. Diese Bestände sind besonders anfällig für Schadereignisse wie Stürme oder Borkenkäferinvasionen.
Im „Dürrejahr“ 2019 machte der Schadholzanteil mit rund 11,7 Millionen Erntefestmeter etwa 62 Prozent der gesamten Holznutzung aus. Diese Zahlen zeigen, dass Problemen wie Windwurf, Borkenkäferbefall wie etwa als Folge von Dürre oder Sturmschäden oder Schneebruch neuerdings stark zunehmen. Besonders Monokulturen und Altersklassenwälder sind durch die eskalierenden Klimakrise und die damit verbundenen Extremwetter-Ereignisse gefährdet.
Ein weiteres Problem ist die Versauerung unserer Böden: Gründe dafür sind der natürliche Eintrag von Kohlendioxid (CO2) aus der Luft sowie die Emissionen mit sauer wirkende Stickstoff- und Schwefelverbindungen aus Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und Feuerstätten in Haushalten im Niederschlag. Nadelbäume wie Fichten wachsen zwar schnell und liefern wirtschaftlich gut nutzbares Holz. Die Nadelstreu bildet aber saure Auflagehorizonte, die das Wald-Bodenleben nur schwer abbauen kann. Daher verstärken Nadelholz-Monokulturen die Versauerung, die wiederum die Bäume schädigt. Sie zerstört nämlich Tonminerale im Waldboden, die für die Ernährung und Entgiftung der Bäume wichtig sind. Laubbäumen wiederum liefern über ihre Streu Basen in obere Bodenbereiche, deswegen brauchen wir dringend mehr intakte Laubmischwälder anstelle der verbreiteten Nadelholz-Plantagen.
Viele Waldbesitzende beobachten diese Entwicklung mit großer Sorge und fragen sich vielleicht: Was tun mit einem Fichtenwald, den ich geerbt habe? Wie kann ich einen wirtschaftlichen Schaden vermeiden? Wie kann ich die Waldbedeckung retten und weitere Kahlflächen vermeiden? Genau zur Beantwortung dieser Fragen haben wir unser Projekt "Stiftungswald" gestartet.
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